Die 15 Minuten Stadt

Städte waren früher auf kurze Wege ausgelegt. Wohnen und Arbeiten war räumlich kaum getrennt. Mit der Industrialisierung wanderten Teile der Produktion an die Ränder der Städte umgeben von Arbeitersiedlungen. Dennoch waren auch dort die Wohnen und Arbeiten nahe beieinander. Erst in den 1960 Jahren kam die Idee der autogerechten Stadt auf bei der Wohnen, Erholung, Konsum und Produktion möglichst in separate Bereiche ausgegliedert werden sollten und große Straßen diese Zentren verbinden sollten. Große Schneisen wurde in Städte geschlagen um Platz für Autos zu schaffen. Die Stadtplanung erfolgte meist aus der Vogelperspektive.

Die Folgen dieser Idee und der Planung sind viel Autoverkehr, weil zu Fuß und mit dem Rad viele Wege nicht mehr zurückgelegt werden können. Durch den Autoverkehr werden auch andere Verkehrsarten (Modi) erschwert. So Stehen Busse und Trams im Stau, es wird gefährlich für Radfahrer:innen
auf den Straßen. Fußgänger:innen müssen sich an Autos vorbeizwängen. Besonders Kinder und ältere Menschen werden dadurch eingeschränkt. Lokales Leben wird erschwert. ES führt auch dazu, dass Kinder nicht mehr draußen spielen können oder ihnen der Weg zur Schule allein nicht mehr
zugetraut wird. Deshalb werden sie gefahren und sie können keine Selbstwirksamkeit erfahren, die jedoch sehr wichtig für ihre Entwicklung ist.

Die Orientierung am Auto führt zu immer mehr Verkehr (induzierter Verkehr), welches mit mehr Straßen bekämpft wird. Das führt wieder zu mehr Verkehr. Die Städte werden laut, es stinkt nach Abgasen, lokales Leben ist nicht mehr möglich. Deshalb ziehen die Menschen an die Stadtränder. Zersiedelung ist die Folge. Menschen haben weniger Kontakt zu ihren Nachbarn, weil Arbeiten und Konsum von Wohnen und Schlafen getrennt sind. Das Soziale leidet darunter, Kinder leiden darunter und die Wege werden wieder weiter. Und das obwohl viele Arbeiten heute nicht an einen bestimmten Ort gebunden sind.

Lösung

Die Lösung für diese Herausforderung ist das Konzept der 15 Minuten Stadt. Kern des Konzepts ist die Dezentralisierung der Dienstleistungen in der Stadt, der Geschäfte, der Arztpraxen, der Schulen und aller
anderen Einrichtungen, sodass Orte, die täglich oder mehrmals in der Woche genutzt werden müssen zu Fuß, mit dem Rad oder den ÖPNV in 10-15 Minuten erreicht werden können. Dies reduziert Autoverkehr und damit Lärm und Umweltschäden. Es erlaubt mehr soziale Kontakte über den Tag.

Auch staatliche Dienstleistungen wie Müllabfuhr, Krankentransporte und Feuerwehr profitieren von der dezentralen Struktur, weil weniger Verkehr und insbesondere weniger Autoverkehr mehr Platz auf den Straßen bedeutet. Breite Radwege können zudem immer auch als Rettungswege genutzt werden, weil Räder leicht zur Seite genommen werden können (Mehr dazu in Radinfrasturktur).

Das Konzept ist keine vage Idee, sondern wird in eine Reihe von Städten schon umgesetzt. Neben den kurzen Wegen und den besseren sozialen Kontakten bleibt auch der Konsum im der Stadt oder dem Quartier. Die Orte sind wieder belebt. Es ist ein Konzept für menschliche Städte und hilft uns unsere Freiheit vom Auto wiederzuerlangen.

Beispiele und weiterführendes Material

Das Konzept

Beisiele

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